
Beckenbodentherapie
In der Beckenbodentherapie werden Funktionsstörungen des urogenitalen oder anorektalen Systems behandelt wie:
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Urin- und Stuhlinkontinenz
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Blasen- und Darmentleerungsstörungen
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Senkungsbeschwerden
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Sexuelle Beschwerden im Zusammenhang mit dem Beckenboden
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Schmerzen im Becken- und Genitalbereich
Sie finden eine ausführliche Auflistung möglicher Diagnosen im Fragen und Antworten Teil weiter unten.
Ablauf der Beckenbodentherapie:
Die Beckenbodentherapie beginnt mit einem ausführlichen Anamnesegespräch. Anschliessend folgt eine körperliche Untersuchung, welche eine vaginale oder anale Tastuntersuchung beinhalten kann. Aufgrund der Befunde wird dann ein individueller Behandlungsplan zusammengestellt.
Die Beckenbodentherapie kann folgendes beinhalten:
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Verbesserung der Wahrnehmung des Beckenbodens
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Erlernen der Entspannung des Beckenbodens
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Übungen zum Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining
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Manuelle Gewebetechniken
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Tipps zum Erarbeiten von Verhaltensstrategien
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Tipps zum Alltagstraining
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Elektrostimulation
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Training mit EMG Biofeedback oder PelvicTool
Fragen und Antworten
Eine Verordnung für Beckenbodenphysiotherapie wird von einem Arzt oder einer Ärztin ausgestellt: Hausarzt/Hausärztin oder Spezialist:innen beispielsweise aus den Fachgebieten Gynäkologie, Chirurgie oder Urologie.
Eine Verordnung zur Beckenbodenphysiotherapie soll folgende Punkte enthalten:
Diagnose
Alle Nebendiagnosen
Ausstellungsdatum
Unterschrift Arzt/Ärztin
Bei Massnahmen: Beckenboden-Rehabilitation und Elektrostimulation / Biofeedback bei Bedarf
Der erste Termin muss innerhalb von fünf Wochen nach dem Ausstellungstermin der Verordnung stattfinden, damit die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Falls das Ausstellungsdatum Ihrer Verordnung weiter zurück liegt, kontaktieren Sie bitte Ihren behandelnden Arzt/Ihre behandelnde Ärztin für eine aktuelle Verordnung.
Eine Verordnung umfasst in der Regel 9 Behandlungen. Die Anzahl der Behandlungen kann je nach Beschwerden und Verlauf von weniger als 9 bis zu mehreren Verordnungen variieren.
Ja, Beckenbodenphysiotherapie wird als physiotherapeutische Behandlung von der Grundversicherung übernommen.
Ja, dies ist möglich. Die Leistungen werden dann zum Selbstzahlertarif verrechnet und nicht von der Krankenkasse übernommen. Die Tarife finden Sie auf der Startseite.
Eine Sitzung dauert 25 Minuten. Sie haben die Möglichkeit die Therapiezeit als Selbstzahler:in zu verlängern, z.B. um 15 Minuten. Dies ermöglicht mehrere Therapiemassnahmen in einer Sitzung durchführen zu können und kann je nach Beschwerden sinnvoll sein. Die Tarife finden Sie auf der Startseite.
Dies ist abhängig von Ihren individuellen Beschwerden und dem Behandlungsverlauf. Die Anzahl der Behandlungen kann je nach Beschwerden und Verlauf von weniger als 9 bis zu mehreren Verordnungen variieren. Die Notwendigkeit der weiteren Therapie wird mit Ihnen und dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin abgesprochen. Wenn indiziert, wird von diesem/dieser eine neue Verordnung ausgestellt.
Bitte bringen Sie beim ersten Termin folgende Dinge mit:
Verordnung (nicht älter als fünf Wochen, sonst bitte direkt bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin eine neue Version verlangen)
Krankenkassenkarte
Falls vorhanden: Operations- sowie Arztberichte und Medikamentenliste
Sie müssen nichts Spezielles anziehen – ziehen Sie sich so an, wie Sie sich wohl fühlen. Es kann Sinn machen, keine zu enge Hose zu tragen, damit alle Übungen möglich sind.
Bitte melden Sie sich bis spätestens 24h vor dem Termin per Mail oder WhatsApp ab. So kann der Termin verschoben werden. Bei kurzfristigen Absagen oder wenn Sie ohne Absage nicht zum Termin erscheinen, so wird Ihnen dieser in Rechnung gestellt. Diese Kosten werden nicht von der Krankenkasse übernommen.
Dies ist von der Diagnose und den Untersuchungsergebnissen abhängig. Die Behandlungsmassnahmen werden individuell angepasst. Grundsätzlich wird unterschieden, ob es sich um eine Dysfunktion mit einem über- oder unteraktiven Beckenboden handelt. Am Anfang jeder Beckenbodentherapie steht eine Aufklärung zu Ihrer Symptomatik sowie Wahrnehmungsschulung. Dies bildet die Grundlage zum weiteren Training. Dies kann aus Kraft- oder Ausdauertraining, dem Erlernen einer vollständigen Entspannung des Beckenbodens oder manuellen Gewebetechniken bestehen. In jedem Fall werden Sie Heimübungen und praktische Tipps für die Umsetzung im Alltag erhalten. Ziel ist es, Ihre Lebensqualität zu verbessern.
Übersicht Massnahmen:
Patienteninformation zu Anatomie und Physiologie
Wahrnehmungsschulung (korrekte und selektive An- und Entspannung)
Gezieltes Muskeltraining
Entspannungstechniken global oder speziell für die Beckenbodenmuskulatur
Erarbeiten von Verhaltensstrategien für den Alltag
Beratung bezüglich Hilfsmittel
Bei Indikation Anwendung von Biofeedback oder Elektrostimulation
Individuelle Heimübungen
Allgemein macht eine Beckenbodenphysiotherapie immer dann Sinn, wenn eine Dysfunktion in diesem Bereich besteht. Dies äussert sich meist in Form von Schmerzen im Beckenbereich oder in Blasen-, Darm- oder sexuellen Dysfunktionen. Ursächlich kann beispielsweise ein Trauma, eine Operation, eine entzündliche Erkrankung, eine Schwangerschaft oder Geburt, die Menopause, das zunehmende Alter oder eine neurologische Erkrankung sein.
Hier eine Auflistung von möglichen Diagnosen pro Fachgebiet:
Gynäkologie:
Belastungsinkontinenz (SUI), überaktive Blase (OAB), gemischte Urininkontinenz (MUI)
Schwangerschaft und Geburt
Deszensus genitale
Lichen sclerosus
Endometriose
Dyspareunie, Vaginismus, Verstibulodynie
Blasenschmerzen, Harnröhrenschmerzen, Unterbauchschmerzen
Blasenentleerungsstörung
Erfolglose Beckenbodengymnastik in der Gruppe
Chronische Beckenschmerzsyndrome
Urologie:
Belastungsinkontinenz (SUI), z.B. nach einer Prostata-Operation
Überaktive Blase (OAB)
Prostataschmerzen, Harnröhrenschmerzen, Penisschmerzen, Blasenschmerzen
Blasenentleerungsstörung, Blasenspeicherfunktionsstörung
Neurogene Blase, Neoblase
Nachtröpfeln
Erektionsstörung, Ejakulatio praecox
Anorektal:
Wind- und Stuhlinkontinenz
Obstipation
Anorektale Dyssynergien
Anismus, anale Schmerzen
Deszensus des Rektums
Beim ersten Termin findet ein ausführliches Anamnesegespräch statt, welches Fragen zu muskuloskelettalen Beschwerden, Blasen-, Darm- und Sexualfunktion beinhaltet. Sie erhalten Hintergrundinformationen zur Behandlung Ihrer Symptomatik und es werden Ziele besprochen.
In der zweiten Therapie findet die Untersuchung statt. Diese beinhaltet eine Funktionsprüfung des Beckenbodens, wobei ein Sicht- und Tastbefund erhoben wird. Dieser findet perineal und wenn möglich auch vaginal und/oder anal statt. Bei Bedarf werden weitere diagnostische Tests, Messinstrumente und spezifische Fragebogen eingesetzt.
Aufgrund dieser Ergebnisse wird ein individueller Behandlungsplan erstellt.
Die Therapiesitzungen finden zu Beginn normalerweise einmal wöchentlich statt und werden dann in zunehmend grösseren Abständen geplant. Sie erhalten Heimübungen, welche sie selbstständig durchführen und werden das Erlernte auch im Alltag umsetzen.
Der Beckenboden liegt verborgen im Inneren des Körpers. Für eine genaue Beurteilung sollte deshalb eine vaginale/anale Untersuchung durchgeführt werden. Dies geschieht ausschliesslich mit Ihrem Einverständnis. Die Untersuchung dient dazu, strukturelle und funktionelle Defizite zu erfassen. Aufgrund der Ergebnisse können Zusammenhänge erkannt werden. Dies bildet die Grundlage für die Therapieplanung Ihrer individuellen Beschwerden.
Der Beckenboden (die Beckenbodenmuskulatur) liegt im Becken und schliesst dieses gegen unten ab. Er arbeitet mit dem Zwerchfell sowie der Bauch- und Rückenmuskulatur zusammen. Er verschliesst die Harnröhre sowie den Enddarm und ist somit für die Kontinenz verantwortlich. Zudem stützt er die inneren Organe bei körperlicher Belastung. Andererseits ist eine Entspannung des Beckenbodens beim Toilettengang nötig. Bezüglich Sexualität sind beide Funktionen (An- und Entspannen) bei unterschiedlichen Praktiken und in unterschiedlichen Phasen wichtig. Der Beckenboden kann mehrheitlich willkürlich gesteuert und somit wie jeder andere Muskel am Körper trainiert werden.
Dies ist abhängig von der jeweiligen Symptomatik und den zugrunde liegenden strukturellen und/oder funktionellen Einschränkungen. Es kann beispielsweise das Zurückgewinnen der Kontinenz, die Reduktion von Schmerzen oder die Verbesserung der Sexualfunktion im Zentrum stehen. Gerne berate ich Sie individuell.
Zur genauen Beurteilung der Funktion Ihres Beckenbodens ist es sinnvoll, einen vaginalen oder analen Untersuch durchzuführen. Grund dafür ist, dass sich die Beckenbodenmuskulatur im Inneren des Körpers befindet und deshalb nur dort präzise untersucht werden kann. Falls dies für Sie egal aus welchen Gründen nicht oder noch nicht möglich ist, wird dies respektiert. Es geschieht in der Therapie nichts ohne Ihr Einverständnis. Wir werden in diesem Falle zusammen eine andere Option finden, um Sie in der Bewältigung Ihrer Beschwerden zu unterstützen.
Ja, dies ist aus therapeutischer Sicht kein Problem. Es ist aber Ihre persönliche Entscheidung. Beachten Sie, dass Absagen bis 24h vorher mitgeteilt werden müssen.
Oftmals kann dies Sinn machen, beispielsweise vor einer Operation an der Prostata. Instruktionen und Training zur selektiven Ansteuerung des Beckenbodens erleichtern den Rehabilitationsprozess nach der Operation. Melden Sie sich per E-Mail, falls Sie Informationen benötigen, ob die Beckenbodentherapie bei Ihrer anstehenden Operation bereits im Vorfeld Sinn macht.
Bitte besprechen Sie dies mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin. Oftmals bestehen Belastungslimiten bis 6 Wochen nach der Operation. Dies gilt häufig auch für interne Behandlungsmassnahmen. Beratung und Verhaltensempfehlungen können jedoch oft bereits direkt nach der Operation Sinn machen und hilfreich sein. Alltagsbelastungen und Trainierbarkeit der Beckenbodenmuskulatur werden individuell besprochen. Melden Sie sich per E-Mail, falls Sie unsicher sind, ob Sie die Therapie bereits starten sollen.
Ja, wenn indiziert wird mit einem EMG Biofeedback gearbeitet. Dabei wird mit einer Vaginal- oder Analsonde die Funktion Ihres Beckenbodens auf einem Bildschirm abgebildet. Dies kann oftmals eine gute Unterstützung bezüglich Wahrnehmung darstellen, sodass die Übungen korrekt ausgeführt werden können.
Zudem gibt es in der Praxis ein PelvicTool. Dies ist ein Gerät, welches Feedback über eine App gibt, ohne dass Sie sich komplett ausziehen müssen. Wichtig ist davor eine Untersuchung sowie Instruktion durch eine Fachperson, damit sie Ihren Beckenboden wahrnehmen und selektiv ansteuern können, um so die Übungen korrekt auszuführen.
Ja, wenn indiziert kann Elektrostimulation angewendet werden. Dies kann extern oder intern mittels Vaginal- oder Analsonde angewendet werden. Bei einer Schmerzproblematik ist es möglich ein TENS-Gerät zu mieten. Die Kosten übernimmt Ihre Krankenkasse.
